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Ausstellung Preslišani

Die Ausstellungseröffnung „ÜBERHÖRT“ findet am 6. Mai um 18:00 Uhr im Wasserturm statt.


Viktorija Potočnik und Brane Širca sind ein kreatives Duo, das durch ihre künstlerischen Erzählungen – geprägt von existenzieller Figuration – auf besondere Weise miteinander verbunden ist. Ihre Werke machen auf jene aufmerksam, die von der Gesellschaft vergessen, übersehen oder überhört wurden. Beide Künstler eint eine tiefe Empathie, die sich in ihrem Wunsch widerspiegelt, jedem Individuum eine Möglichkeit zur Sinngebung zu bieten – nur so kann ein harmonisches gesellschaftliches Zusammenleben entstehen.

Der Betrachter, der sich mitten in der räumlichen Ausstellung befindet, wird leicht von der Thematik berührt. Durch seine physische Präsenz scheint er selbst Teil der dargestellten Figuren zu werden – ein wirkungsvoller Einstiegspunkt zur Identifikation. Die stummen Figuren von Viktorija Potočnik und Brane Širca warten geduldig darauf, dass in uns eine Welle des Mitgefühls ausgelöst wird und die Stimmen der Unsichtbaren, Überhörten und Vergessenen erwachen.


Kuratorin: Irma Brodnjak Firbas

Viktorija Potočnik – ehemalige Abgeordnete, Bürgermeisterin, Pädagogin und Humanistin – hat in den letzten Jahren ihre engagierte Stimme in eine bildnerische Sprache verwandelt. Zunächst arbeitete sie mit Zeichnung und Grafik, später vermehrt mit dem Medium Skulptur. Dabei entschied sie sich für Ton – ein Material, das auch in ihrer Heimatregion Prlekija verwurzelt ist. In ihre eleganten, manieristisch verlängerten Frauenfiguren bringt sie ein breites Spektrum an Emotionen ein: In ihrer Entrücktheit und Verletzlichkeit spüren wir Einsamkeit, Melancholie, Verzweiflung, aber auch Widerstand, Ausdauer, Mut und Hoffnung. Ihre Figuren entstehen einzeln oder paarweise; in der Ausstellung wirken sie als eine kompakte Menge, die für die Würde des Menschen eintritt. Unter ihren zahlreichen Skulpturen finden sich auch Torsi. Ein bedeutender Bestandteil ihrer neuesten Werke sind Rupturen – als Wunden erlebbar, metaphorisch verweisen sie auf Erschöpfung und geistige Leere. Doch genau diese Leere bietet Raum für neue Inhalte und Herangehensweisen, insbesondere als Abkehr von Banalität und Oberflächlichkeit.

Brane Širca gilt als ausgesprochen engagierter Künstler, dessen Malerei, Grafik und Skulpturen eine besondere Sensibilität für gesellschaftliche Missstände zeigen. Die Inspiration für seine Serie Pariser Silhouetten (2017) fand er während eines Aufenthalts im Pariser Atelier des Verbands slowenischer Bildender Künstler. Die Werke basieren auf fotografischen Momentaufnahmen anonymer Menschenmengen, die durch Straßen, Boulevards und Plätze der französischen Hauptstadt strömen. Širca suchte mit der Kamera nicht nur den urbanen Rhythmus des Alltags, sondern legte auch die weniger angenehmen Seiten eines vom Konsumdenken geprägten Lebensstils offen. Gerade diese existenzielle Vielschichtigkeit bildet den Kern seiner künstlerischen Forschung. Die Figuren übertrug er mit betonter Kontur auf große Papierflächen, wobei er aufblasbare Papiersäcke – normalerweise als Transportschutz verwendet – als Trägermaterial einsetzte. So entstehen anonyme Gestalten, eingefroren in Zeit und Raum. Weiße Silhouetten (geistige Entwertung) oder schwarze (existenzielles Gewicht) stehen kontrastreich neben plakativen Farbstreifen – ein Spiegel der Ästhetik des Konsums.

Auch hier wird der Betrachter in der Installation Teil der Szene – ein direkter Zugang zur emotionalen Tiefe der Ausstellung. Die stummen Figuren von Viktorija Potočnik und Brane Širca warten geduldig darauf, dass unser Mitgefühl erwacht und die Stimmen der Unsichtbaren, Überhörten und Vergessenen hörbar werden.