Geschichte über die weltweit älteste Weinrebe
Im Vergleich zu anderen Geschichten und Legenden ist jene über die Alte Rebe tatsächlich wahr und sie erzählt darüber, wie es möglich ist, dass am Mariborer Lent die Weinrebe der Sorte Schwarzsamtene seit mehr als 400 Jahren gedeihen kann.
Die Schwarzsamtene wurde etwa gegen Ende des Mittelalters, vor dem Haus in der Straße Vojašniška ulica 8, gepflanzt; zu jener Zeit, als die Stadt von den Türken belagert war. Obwohl sich direkt vor ihr zwischen den Verteidigern der Stadt und den Angreifern heftige Kämpfe abspielten, überlebte die Alte Rebe.
Im Spätmittelalter wüteten häufig Brände in Maribor, denn die Dachstühle waren aus Holz und die Dächer mit Stroh bedeckt. Auch das Haus, vor welchem die Alte Rebe wächst, brannte mehrmals, aber die Alte Rebe überlebte auch die mittelalterlichen Brände.
Um 1870 wurde unsere Gegend von der Reblaus heimgesucht, die für die Winzer in ganz Europa eine wahre Katastrophe darstellte, denn dieser Parasit, der die Wurzeln befällt, raffte die Mehrheit der Weinreben dahin. Die Alte Rebe aber überlebte, denn ihre Wurzeln reichen bis tief unter den Kies des Flussbetts und dorthin konnte die Reblaus nicht gelangen.
Auch die Bombenangriffe der Alliierten konnten ihr nichts anhaben, obwohl auch das Haus, an dessen Stirnseite sie wächst, zum Teil zerstörte wurde.
Allerdings warteten auf die älteste Mariborerin noch viel schwerere Zeiten. Nach dem Jahre 1963, als an der Drau der Deich gebaut wurde, begannen für die Alte Rebe ernsthafte Schwierigkeiten. Da der Flusspegel um mehr als drei Meter anstieg, gelang das langjährige Gleichgewicht des Wurzelsystems aus dem Gleichgewicht und die Alte Rebe begann allmählich zu verkümmern. Die Vernachlässigung der Ufergegend der Drau in den siebziger Jahren und die unfachmännische Versorgung verschlechterten ihren Zustand zusehends.
Glücklicherweise wurde die alte Schönheit von Fachleuten des Instituts für Landwirtschaft beobachtet, welche die Beseitigung der Weinrebe und den Abriss des Hauses, das in denkbar schlechtem Zustand war, verhinderten. Unter der Leitung von Mag. Tone Zafošnik setzten sie alle ihre Kräfte für die Revitalisierung der Weinrebe ein. So konnten sie ihr durch Beseitigung der abgestorbenen Teile und einen sehr kurzen Schnitt erneut Leben einhauchen. Die Alte Rebe überlebte, auch wenn ihr Leben am seidenen Faden hing.
Seit der Restaurierung des Hauses und der Pflasterung der Umgebung im Jahre 1982 prangt die Alte Rebe bis zum heutigen Tag in ihrer vollen Schönheit und Größe; heutzutage sorgt der Stadtwinzer für sie und im Laufe der Jahre wurde sie zu einer der bedeutendsten slowenischen Sehenswürdigkeiten, denn sie wurde ins Guinnessbuch der Rekorde eingetragen und ist somit amtlich die älteste edle Weinrebe weltweit.
Die Geschichte über die Alte Rebe ist auch die Geschichte über die unglaubliche Zählebigkeit, Ausdauer und den Lebenswillen, die in der heutigen Zeit von besonderer Aktualität ist. Um ihre Geschichte einfacher in die Welt schicken zu können, hat sie ihr eigenes Museum, das Haus der Alten Rebe, und ist somit das einzige Gewächs der Welt, das sein eigenes Museum hat.